Architektur- und Ingenieurunternehmen unterscheiden sich im Hinblick auf ihren digitalen Reifegrad. Wo stehen Sie – und wie geht es weiter?

July 02, 2020

Seit mehr als 40 Jahren werden im Rahmen der Deltek Clarity Branchenstudie Architektur und Ingenieurwesen die Branchen Architektur und Engineering (AE) in Nordamerika analysiert. Sie hilft Unternehmen, Benchmarks, Marktbedingungen und bevorstehende Trends, die sich auf ihr Geschäft auswirken könnten, besser zu verstehen. Nun haben wir den Bericht auf APAC- und EMEA-Länder erweitert.

Wir haben Unternehmen in diesen unterschiedlichen Regionen gefragt, wo sie ihrer Meinung nach auf der digitalen Reifeskala stehen. Es hat uns keineswegs überrascht, dass sowohl ihre Antworten als auch die Begründungen sehr unterschiedlich ausfielen.

In diesem Blog schauen wir uns den Zustand des digitalen Reifegrades der AE-Sparte auf globaler Ebene genauer an und widmen uns auch einigen Hürden, die dem Erfolg im Weg stehen können. Anschließend geben wir AE-Unternehmen fünf Empfehlungen, mit denen sie ihre Position auf der digitalen Reifeskala verbessern können.

Länder, die sich als im digitalen Reifegrad jeweils „sehr fortgeschritten“ oder „nicht fortgeschritten“ betrachten

Obwohl keine der Regionen an sich einen großen Vorsprung gegenüber der anderen hat, stufen sich Firmen in EMEA-Ländern auf der Reifeskala meist weiter oben ein. In nahezu jedem Land dieser Region, in dem wir die Umfrage durchführten, schätzt sich eine kleine Prozentzahl der Unternehmen als fortgeschritten ein – eine Phase, in der die digitale Transformation auf Führungsebene an zentraler Stelle steht. In der APAC-Region hingegen bewertet kein einziges Unternehmen seine Position auf der digitalen Fortschrittsskala als hoch ein – d. h. die Geschäfts- und IT-Abteilungen sind integriert und stellen digitalisierte Dienste bereit.

Trotz der relativ kleinen Unterschiede zwischen den Regionen bewerten sich einige Länder höher als andere. Nur 4 % der schwedischen Unternehmen meinen, dass sie sich ganz unten auf der Skala befinden, während sich in Singapur 14 % der befragten Firmen dort sehen. Und nicht nur bei diesem Punkt befinden sich Schweden und Singapur auf entgegensetzten Polen. Nahezu ein Fünftel (18 %) der schwedischen Firmen bewerten sich als gut aufgestellt; in Singapur sind es dagegen nur 2 %.

Die meisten der in Singapur befragten Unternehmen (72 %) sehen sich in einer frühen exploratorischen Phase der digitalen Reife, wo Digitalisierung zwar eine Rolle spielt, jedoch nur ad hoc. Und sie sind da nicht allein. Außer in Neuseeland, Deutschland und Schweden glauben die meisten Firmen in fast allen Ländern, dass sie sich in dieser Phase der digitalen Reife befinden.

Wo stehen Sie heute auf der Reifeskala der digitalen Transformation?

Tabelle 1 – Wo stehen Sie heute auf der Reifeskala der digitalen Transformation?

Schauen Sie hinter die Kulissen

Manuelle Prozesse können einen Hinweis darauf geben, wie digital fortgeschritten ein Unternehmen ist. Viele AE-Firmen in EMEA- und APAC-Ländern erklären, dass sie sehr auf diese angewiesen sind. Mehr als die Hälfte (54 %) der Firmen in beiden Regionen berichten, dass sie sich im Bereich Finanz- und Rechnungswesen ausschließlich auf manuelle Prozesse verlassen.

Rely on Spreadsheets and Manual Data Entry

Tabelle 2 – Wie sehr ist Ihre Finanz- und Rechnungsabteilung auf Tabellenkalkulationen und manuelle Dateneingabe angewiesen (auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 1 „vollständig“ und 5 „überhaupt nicht“ bedeutet)?

Eine Möglichkeit, um manuelle Prozesse zu automatisieren oder zu reduzieren, ist die Künstliche Intelligenz (KI). So können das Projektmanagement rationalisiert, umsetzbare Dateneinblicke bereitgestellt oder BIM-Prozesse optimiert werden. Mehr als ein Drittel (39 %) der befragten AE-Firmen sehen KI jedoch nicht als entscheidenden Faktor. 14 % betrachten sie sogar als eher unbedeutend. Interessanterweise bewerteten nur 38 % der Unternehmen in Singapur (das Land, in dem das niedrigste Niveau an digitaler Reife berichtet wird) KI als sehr bis relativ wichtig. Im Vergleich dazu gaben 82 % der schwedischen Firmen (wo das höchste Niveau and digitaler Reife berichtet wird) eine derartige Bewertung ab.

Unsere fünf Empfehlungen zu Verbesserungsmöglichkeiten:

Länder, in denen Unternehmen ihren digitalen Reifegrad als hoch bewerten, haben oft Einiges gemeinsam. Zu diesen Gemeinsamkeiten gehören gängige Strategien, die der Firma helfen können, ihren digitalen Reifegrad auszubauen.

#1 – EINSCHRÄNKUNG DER ABHÄNGIGKEIT VON TABELLENKALKULATION

Tabellenkalkulation wird in manchen Bereichen des Projektmanagements immer eine wichtige Rolle spielen. Eine übermäßige Abhängigkeit von Tabellenkalkulation kann jedoch zu unnötigen, fehleranfälligen manuellen Prozessen führen, insbesondere in anderen Geschäftsbereichen. Indem Sie Tabellenkalkulation durch digitale Systeme ersetzen, können Sie die manuelle Dateneingabe, das Risiko menschlichen Versagens und den Verwaltungsaufwand für Ihre Angestellten verringern.

#2 – AUTOMATISIERUNG

Eine Automatisierung kann beschwerliche, repetitive Aufgaben vereinfachen und Ihr Unternehmen dabei unterstützen, eine Umgebung zu schaffen, in der immer weniger Papier verbraucht wird, besonders bei Finanzprozessen. Dadurch kann Ihre Firma Ressourcen auf strategisch bessere Initiativen umleiten, dank denen eine höhere digitale Reife erzielt werden kann.

#3 – AUFBAU EINER KOLLABORATIVEN KULTUR

Fast zwei Drittel (63 %) aller AE-Firmen nennen eine umfassende abteilungsübergreifende Zusammenarbeit als einen der drei wichtigsten Faktoren, die zum Erfolg beitragen. Der Integrationsgrad bleibt jedoch niedrig. Nur 34 % der Unternehmen bezeichnen sich als teilweise integriert, während nur 2 % erklären, dass sie die Integration vollendet haben.

 Collaboration

Tabelle 3 – Wie würden Sie die Zusammenarbeit in Ihrem Unternehmen bewerten?

Aus unserer Erfahrung in der Zusammenarbeit mit AE-Firmen an Projekten zur digitalen Transformation können wir zweifellos sagen, dass eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Abteilungen äußerst positive Auswirkungen auf das Geschäft hat. Wenn Geschäftsbereiche Ressourcen und Know-how teilen können, verläuft die Transformation des gesamten Unternehmens viel effizienter.

#4 – MITARBEITERENGAGEMENT

Der Erfolg digitaler Initiativen und Prozesse hängt letztendlich von Menschen ab. Wenn Teams besser miteinander kommunizieren können, insbesondere auch mit der Führungsebene, wird das Mitarbeiterengagement bei digitalen Initiativen gestärkt und Projekte werden erfolgreicher abgeschlossen.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die meisten Unternehmen bereits eingesehen haben, dass ihre Mitarbeiter bei der Bewältigung technologischer Herausforderungen im Mittelpunkt stehen müssen. Der Weg zu diesem Ziel ist jedoch für jedes Unternehmen anders. Manche ernennen und schulen technologische Fachspezialisten (60 %), die sie bei ihren Plänen unterstützen sollen. Andere werben neue Mitarbeiter an, übernehmen andere Firmen mit dem nötigen Fachwissen (58 %) oder ernennen einen Projektleiter, der die Leitung der Initiative übernimmt (52 %).

#5 – MITARBEITERSCHULUNG

Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen den Technologien, die Firmen am besten verstehen, und denjenigen, die sie für ihr Geschäft als bedeutend erachten. Dennoch zählen nur 10 % der AE-Firmen die Schulung von Mitarbeitern zu ihren wichtigsten Initiativen.

Je besser Mitarbeiter die digitalen Lösungen verstehen, die ihnen zur Verfügung stehen, desto mehr Engagement werden sie zeigen. Dadurch können Unternehmen die Chancen im Zusammenhang mit der digitalen Transformation besser nutzen.

Schweden ist derzeit das beste Beispiel dafür. Es ist das einzige Land, in dem 100 % der befragten Unternehmen der folgenden Aussage zustimmen: Ich verstehe die Strategie meines Unternehmens zur digitalen Transformation ganz klar. Die dort ansässigen Firmen bewerten ihren digitalen Reifegrad außerdem als hoch.

AE-Firmen in EMEA- und APAC-Ländern haben großes Potenzial, um zu wachsen und ihren digitalen Reifegrad zu verbessern auszubauen. Und in unserer zunehmend digitalisierten Welt müssen sie das auch.

 

Architecture & Engineering Industry Report

Trends und Benchmarks in EMEA und APAC

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